Kaufbeuren (mittelalterlich: Buron / im schwäbischen Dialekt: Beira) ist eine kreisfreie Stadt am nordöstlichen Rand des bayerischen Allgäus. Die frühere Reichsstadt ist mit kapp 46.000 Einwohnern die drittgrößte kreisfreie Stadt im Regierungsbezirk Schwaben. Kaufbeuren ist vollständig vom Landkreis Ostallgäu umgeben und liegt etwa in der Mitte zwischen München und Lindau. Kaufbeuren nennt sich aufgrund seiner Randlage zum Allgäu auch Tor ins Allgäu. Der Großraum Kaufbeuren hat rund 140.000 Einwohner.
Die Stadt liegt in einem Moränental am Fluss Wertach und gliedert sich in zwei große, räumlich getrennte Quartiere Kaufbeuren-Altstadt und Kaufbeuren-Neugablonz sowie einige eingemeindete Dörfer der Umgebung. Neugablonz ist eine typische bayerische Vertriebenenstadt, die nach dem Zweiten Weltkrieg auf einem ringsum von Wald umgebenen Gelände einer ehemaligen Munitionsanstalt entstanden ist.
Am 1. Juli 1972 wurden im Zuge der Gebietsreform die bis dahin selbständigen Gemeinden Hirschzell und Oberbeuren eingegliedert. Kleinkemnat wurde am 30. Juni 1972, demnach einen Tag zuvor eingemeindet.
Zur Stadt Kaufbeuren (ca. 45.900 Einwohner) gehören die neun amtlich benannten Ortsteile von Kaufbeuren, Alt- u. Kernstadt (ca. 25.400 Einwohner), Neugablonz (ca. 14.200 Einwohner), Oberbeuren (ca. 3.800 Einwohner), Hirschzell (ca. 2.100 Einwohner), Kleinkemnat (ca. 400 Einwohner mit Großkemnat, Ölmühlhang, Märzisried und Sankt Cosmas). Die ehemals eigenständigen Dörfer Oberbeuren, Hirschzell, Kleinkemnat und Großkemnat haben sich ihren dörflichen Charakter bis heute bewahren können.
Ferrara in Italien, Städtepartnerschaft seit 1991.
Szombathely in Ungarn, Städtepartnerschaft seit 1992.
Jablonec nad Nisou in Tschechien, Städtepartnerschaft seit 2009. Zuvor war im Jahr 1954 aufgrund einer Anregung des Deutschen Städtetages eine Patenschaft für Jablonec nad Nisou/Gablonz übernommen worden, die 1981 auf den ganzen Landkreis erweitert wurde.
Seit Januar 2004 beteiligt sich die Stadt Kaufbeuren an der Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“, um künftige Patin dieser Stiftung zu sein.
Ausgangspunkt der Stadtbesiedelung war die Gründung eines fränkischen Königshofes um das Jahr 740 n. Chr. Dieser Königshof hatte die zentrale Funktion für den ihn umschließenden Reichsgutbezirk und war der nahen Militärgrenze des Lechs zum Herzogtum Bayern hin ein rückwärtiger Auffangpunkt. Im Zuge des Landesausbaus, der unter den Karolingern mit der Christianisierung zusammenfiel, blühte die Siedlung rasch auf und der Königshof wurde in das Netz der fränkischen Verwaltungsorganisation integriert.
Zum Ende des 11. Jahrhunderts wurde sie Sitz des Adelsgeschlechts, der Herren von Beuren, die Gefolgsleute der Welfen waren. Nach dem Aussterben der Edelfreien von Beuren und nach dem Tod Herzog Welfs VI. 1191, wurde Kaufbeuren eine Stadt der Staufer, die sich von nun an intensiv um den Ausbau und die Entwicklung der Stadt kümmerten. 1286 wurde der Stadt von König Rudolf v. Habsburg ihr Status als Reichsstadt bestätigt.
Ab dem beginnenden 14. Jahrhundert wurde es aufgrund der ökonomischen Bedeutung der Stadt üblich, dem bisher gebräuchlichen Ortsnamen "Beuren" ("zu den Häusern") die Silbe "Kauf-" voranzustellen. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts setzte sich schließlich die Namensform "Kaufbeuren" ("Häuser, bei denen Handel getrieben wird") durch.
Das heutige Stadtwappen, das der Stadt am 23.6.1926 vom Bayerischen Innenministerium verliehen worden ist, geht in seiner Darstellung auf das Stadtwappen von 1449 zurück. Die Darstellung des Adlers, bzw. eines Teils von ihm, zeigt den Status als Reichsstadt an, während der goldene Schrägbalken und die goldenen Sterne die ursprünglichen und älteren Kaufbeurer Wappenschilder sind und sich im Siegelabdruck seit 1295 nachweisen lassen. Ob diese Wappen jedoch auf die 1167 ausgestorbenen Edelherren von Beuren zurückgeht, kann allenfalls vermutet werden. Von 1804 bis 1895 war der Adler aus dem Stadtwappen verbannt, was durch die damalige "Montgelas"-Stimmung, die sich gegen alle an das Alte Reich erinnernden Symbole wandte, zu erklären ist. Die Stadtfarben Kaufbeuren waren und sind seit jeher Rot und Gold (Gelb) und lassen sich seit der Mitte des 15. Jahrhunderts nachweisen.
Der folgende stetige wirtschaftliche Aufschwung wurde im 16. Jahrhundert, dem Jahrhundert der Bauernkriege und der Reformation, gebremst. Knapp 100 Jahre später richtete der 30-jährige Krieg Kaufbeuren mit seinen Belagerungen, Besetzungen, Brandschatzungen und Plünderungen fast vollständig zugrunde. Kaufbeuren erholte sich langsam, wenngleich bis ins 18. Jahrhundert die Streitigkeiten zwischen den Konfessionen nicht enden wollten. Einer zweiten Blüte des Weberhandwerks in dieser Zeit machten die französischen Revolutionskriege und die industrielle Revolution eine Ende. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss verlor Kaufbeuren, das ab 1500 auch im Schwäbischen Reichskreis lag, 1802 den Status der freien Reichsstadt und wurde eine Stadt des Kurfürstentums Bayern und konnte sich ab 1806 als königlich bayerische Stadt bezeichnen.
Kaufbeuren stieg in den Jahrzehnten nach dem Krieg mit heute fast 46000 Einwohnern zur drittgrößten kreisfreien Stadt Schwabens auf.
Zur Zeit des NSDAP-Regimes wurde 1939 in einem nordöstlich von Kaufbeuren gelegenen Waldgebiet eine Munitionsfabrik der Dynamit AG, vormals Alfred Nobel u. Co, aufgebaut. Dort wurden Zwangsarbeiter aus dem nahegelegenen Außenlager Riederloh in Steinholz bei Mauerstetten, einer Außenstelle des KZ Dachau, eingesetzt.
Zwischen Mai 1944 und April 1945 befand sich auf dem Gelände einer ehemaligen Baumwollspinnerei ein KZ-Außenlager, das ebenfalls zum KZ Dachau gehörte bzw. dem KZ-Außenlager Allach unterstellt war. Hier waren zwischen 300 und 600 Häftlinge untergebracht, die für die Firma BMW in Zwangsarbeit Ersatzteile für Rüstungsgüter herstellen mussten.
Im heutigen Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie wurden während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft unter der Leitung ihres Direktors Valentin Faltlhauser etwa 2.000 psychisch kranke Kinder, Frauen und Männer in der „Euthanasie“-Tötungs-Aktion T4 nach Hadamar, Grafeneck und Hartheim deportiert. An diese Opfer erinnert seit 1989 ein Gedenkstein hinter der Klosterkirche in der Anstalt.
Die Stadt überstand den Zweiten Weltkrieg fast ohne Schäden – geplante Bomberangriffe auf die Munitionsfabrik fielen auf Nebeltage. Nur an den Bahnanlagen am Grafensteigle wurden einzelne Einfamilienhäuser durch Bombentreffer beschädigt. Der NSDAP-Bürgermeister Karl Deinhardt übergab die Stadt am 27. April 1945 kampflos den einrückenden Amerikanern, die Stadt und Flughafengelände besetzten und die Munitionsfabrik Dynamit Nobel vor den Toren der Stadt sprengten.
Ab Frühjahr 1946 entstand auf den Trümmern des Rüstungsbetriebs der heutige Stadtteil Neugablonz, gegründet von sudetendeutschen Vertriebenen aus Gablonz an der Neiße, die eine blühende Glas- und Schmuckindustrie dort aufbauten. Maßgeblich beteiligt an der Ansiedlung der Vertriebenen waren der von den Amerikanern wieder eingesetzte Vorkriegs-Bürgermeister Georg Volkhardt, der Landrat Georg Stang sowie der als „Vater von Neugablonz“ bekannt gewordene Ingenieur Erich Huschka. Die Vertriebenen wurden zunächst im Lager Riederloh untergebracht, ehe ihnen Flächen auf dem Gelände der Munitionsfabrik zugewiesen wurden. Kaufbeuren wurde damit eine von fünf bayerischen Vertriebenenstädten.
Am 23. September 2008 erhielt die Stadt den von der Bundesregierung verliehenen Titel „Ort der Vielfalt“.